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Fragen & Antworten
Teil 3

Veranstaltung vom 22.02.2008, Gloggnitz 

Nachfolgend die Mitschrift der in Gloggnitz/NÖ stattgefundenen Veranstaltung, bei der vom anwesenden Arzt, OA Dr. Thomas Feichtenschlager, Krankenhaus Rudolfstiftung / Wien, die aus dem Publikum aufgeworfenen Fragen beantwortet wurden. 

Die Erwähnung z.B. von Medikamenten entspricht nur den vorgebrachten Fragen von Betroffenen 
und soll keine Werbung – oder das Gegenteil davon – für das eine oder andere 
Produkt sein. 

Wann ist die Medikamenteneinnahme am wirkungsvollsten (nüchtern morgens, abends)? 
Der Zeitpunkt der Einnahme hängt vom Medikament ab: bei Mutaflor® (lebende Bakterien) ist die Tageszeit für die Einnahme egal; Salofalk® u.Ä. haben eine hohe Wirkung bei Einnahme auf nüchternen Magen (daher bis zu 1 h vor dem Essen nehmen); Imurek®: Uhrzeit (morgens, mittags, abends) ist für die Einnahme egal; Cortison: wirkt über einige Stunden, der Körper produziert diese körpereigene Substanz selbst, vor allem in der Früh – daher die morgendliche Einnahme sinnvoll. 

 


Ist die jahrelange Einnahme von Mesagran bei 30 Jahre bestehender Cu noch sinnvoll? 
Mesalazin ist der Inhaltsstoff von Mesagran®, Slofalk®, Claversal® und Pentasa®. Dieses Medikament ist sowohl beim akuten Schub der Cu, zur Vorbeugung eines Schubes, also zur Prophylaxe und möglicherweise auch zur Dickdarmkrebsvermeidung sinnvoll – auch nach 30 Jahren. 



Welche Nebenwirkungen hat Imurek®? 
Mögliche NW können sein: Erhöhung der Leber- und Bauchspeicheldrüsenwerte, Fieberattacken, Gelenk- od. Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, selten Durchfall. 

 


Ich bin MC-Patient, nehme seit 1 Jahr Imurek® – welchen Einfluss hat das auf die Zeugungsfähigkeit? 
Imurek® hat keinen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit. Untersuchungen aus dem AKH Wien zeigten, dass Männer, die Imurek® einnehmen, eine normale Spermienfunktion haben. Anders zu bewerten ist die Frage nach Auswirkungen der Imurektherapie auf das Kind. Nehmen Frauen zum Zeitpunkt der Zeugung Imurek®, so gibt es kein zusätzliches Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft im Vergleich zu gesunden Schwangeren. Da zum Zeitpunkt der Geburt bereits alle Eizellen der Frau angelegt sind, kann Imurek® das genetische Material nicht schädigen. Anders beim Manne, wo die Spermien ständig gebildet werden und eine Medikamenteneinnahme auf diese neuen Spermien theoretisch einen Einfluss haben kann. Ob nun Imurek® potentiell schädlich ist, konnte bisher nicht eindeutig beantwortet werden. 



Als MC-Patientin nehme ich jetzt über 6 Monate Imurek® ein – sind dadurch Gebärmutterblutungen möglich? 
Eher nicht – durch Gynäkologen die Blutungen abklären lassen! 



Was ist der Unterschied zwischen Puri- Nethol® und Imurek®? 
Beide bremsen das Immunsystem, das gegen den eigenen Darm überaktiv wirkt; Beide Medikamente sind ähnlich, werden im Körper mehrmals umgebaut und je nach entstehenden Abfallstoffen sind sie individuell (un)verträglich bzw. ist das Entstehen verschiedenster Nebenwirkungen möglich. 



Zink, Vitamine etc. stärken das Immunsystem – warum schwächt man es andererseits gezielt durch Medikamente? 
Das bei CED-Patienten gegen den eigenen Darm zu aktive Immunsystem muss, um Entzündungsentwicklungen zu unterbinden, moduliert werden – daher Gabe von Immunsuppressiva= immununterdrückende Wirkung; vermehrte Zinkzufuhr od. Ähnliches hebt jedoch die immununterdrückende Wirkung der Medikamente nicht auf (viel zu geringe Wirkung). 

 


Welche andere Alternativen gibt es, um das Immunsystem zu unterstützen/Komplementärmedizin? 
Als sogenannter Schulmediziner verordne ich meinen Patienten ausschließlich Therapieformen, deren Wirkungen und Nebenwirkungen ich kenne. Trotzdem werde ich sehr oft auf die Sinnhaftigkeit von alternativen oder komplementären Heilmethoden angesprochen. Das angebotene Spektrum ist enorm groß, ebenso das Interesse und die Akzeptanz bei Patienten mit CED. Grundsätzlich rate ich von komplementären Maßnahmen nicht ab, mit wenigen Ausnahmen: 
1. Misstrauen Sie allen, die Ihnen Heilung versprechen 
2. Es gibt keine Wirksamkeit von Spezialdiäten 
3. Ändern Sie keinesfalls Ihre medikamentöse Therapie ohne Rücksprache 
4. Keine Einnahme von Abführmedikamenten (Bittersalz bei bestimmten Diäten) 
5. Keine dubiosen Injektionstherapien 

 


Was kommt in Frage, wenn man Biologika und Immunsuppressiva nicht verträgt? 
Überdenken, ob alle medikamentösen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und immer eine Operation als Alternative in die Überlegungen einbeziehen. 



Meine MC-Diagnose steht seit 4 Monaten, 4 Stenosen (1 längere, 3 kürzere) sind bekannt, Therapie: Budosan® derzeit für 8 Wochen/dann soll es eine erneute Abklärung durch MRT geben - ich habe Probleme mit irrsinnigen Blähungen, extremen Darmgeräuschen – was kann man mit Ernährung steuern? 
Eine genaue Abklärung von Stenosen mittels MRT ist nur sinnvoll, wenn eine Untersuchungstechnik in Doppelkontrastmethode durchgeführt wird, also ein Enteroklysma-MRT (Kontrastmittel im Darm und in der Blutbahn). Ich bin der Meinung, wenn die Symptome auf die Therapie nicht angesprochen haben, wird die Kontrolluntersuchung keine neuen Erkenntnisse bringen. Die Ernährung bei Stenosen soll faser- und ballaststoffarm sein. Wie sehr die Blähungen durch eine Ernährungsumstellung beeinflussbar sind, muss im Rahmen einer individuellen Ernährungsberatung geklärt werden. 

 


Welche Getränke können Blähungen verursachen? 
Ebenso wie bei Speisen gibt es bei Getränken sehr große individuelle Unterschiede in der Verträglichkeit. Ich rate zu Experimenten. Vorsicht bei Bier! 

 


Sind Süßigkeiten schädlich od. können sie schubauslösend sein? 
Das glaubte man früher, aber mittlerweile weiß man, dass das überhaupt keinen Einfluss hat, natürlich sind zuckerhältige Speisen im Übermaß genossen nicht gesund. 

 


Ich habe eine Fettleber, Cu und leide an Sodbrennen. 
Wie wurde die Diagnose Fettleber gesichert? Die alleinige Diagnose aufgrund eines Ultraschalls ist nicht beweisend. Haben Sie auch erhöhte Leberwerte? Auch diese Befunde können unterschiedliche Ursachen haben (Gallengangsentzündung, Medikamenten- Nebenwirkungen, Gallenblasenleiden, Alkohol, Übergewicht usw.). Sodbrennen entsteht, wenn saurer Mageninhalt die Speiseröhre reizt. Man spricht von Reflux. Säureblockierende Medikamente und Änderung des Lebenstils können zu Verbesserungen führen (Spätmahlzeiten vermeiden, großer zeitlicher Abstand zwischen letzter Mahlzeit und Bettruhe, Gewichtsreduktion, Nikotinkarenz). Wurde eine Gallengangsentzündung ausgeschlossen? 
Hohe Leberwerte können durch Gallengangsentzündungen ebenso wie von Entzündungen im Körper, zu hohem Cholesterin, Übergewicht oder als Nebenwirkung diverser Medikamente auftreten. 

 


Die Erstdiagnose mit 51 Jahren – ist das normal, da der Erkrankungsgipfel zw. 15. und 30. Lebensalter liegt? 
Ja das kommt auch vor, CED kann in jedem Lebensalter erstmals diagnostiziert werden. 

 


Worauf achtet man im Urlaub? 
Benützen Sie Ihren Hausverstand! Wählen Sie Ihr Urlaubsziel nach Ihren Bedürfnissen und Ihrer Krankheitsaktivität. Überall gilt: auf das äußere Erscheinungsbild der Lebensmittel achten (was nicht gut riecht oder nicht gut aussieht, meiden). In südlichen und exotischen Ländern gilt: Mayonnaise und rohe Salate nur mit Vorsicht genießen – Rohes ist überhaupt heikel, Trinkwasser aus der Wasserleitung und Speiseeis meiden. 
Besprechen Sie mögliche Maßnahmen und Umfang der Reiseapotheke mit Ihrem Arzt. 

 


Wie weiß man als Patient, ob die Koloskopie bis zum Dünndarm gemacht wurde od. nicht? 
Jeder Koloskopiebefund soll angeben, welche Darmabschnitte erreicht wurden, nicht nur jene, die unauffällig waren. Eine komplette Untersuchung sollte den gesamten Dickdarm erfassen, idealerweise bei CED auch den letzten Teil des Dünndarms. Der absolute Beweis für das Erreichen des Dünndarms ist die Gewebsprobe aus dem Ileum (Dünndarm). 



Gibt es für die Darmentleerung als Vorbereitung einer Endoskopie etwas Neues? 
Zur Verfügung stehen u.a.: Clean-Prep®, Movi-prep®, X-prep®, eventuell Fleet® (Fleet: Achtung bei instabilem Kreislauf!). 

 


Doppelballonenteroskopie? 
Diese geschieht in Vollnarkose mit einem dünnen, langen Endoskop, mit dem man den ganzen Dünndarm untersuchen kann. Da diese Untersuchung aber sehr aufwändig ist, bleibt sie speziellen Fragestellungen vorbehalten. 



Wie lange soll man bei endoskopisch gesund scheinender Darmschleimhaut Medikamente nehmen? 
Bei Cu gilt die Empfehlung 5-ASA lebenslang, sonst individuell. 

 

 

Kann Stress einen Schub auslösen? 
Alle Ursachen von CED sind noch nicht geklärt, wahrscheinlich ist eine vererbte Neigung zum Auftreten dieser Erkrankung, eventuell Umwelteinflüsse, evtl. Nahrungsmittel bzw. –bestandteile. Jede Krankheit kann sich bei psychischen Belastungen oder Stress verschlechtern, so auch CED. 

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